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Syphilis

Syphilis
Der beste Schutz vor Ansteckung ist der Gebrauch von Kondomen

Syphilis (Lues, harter Schanker): Chronische, in mehreren, klinisch sehr unterschiedlichen, Stadien ablaufende Krankheit, hervorgerufen durch das Bakterium Treponema pallidum (Treponemen). Die Übertragung erfolgt nahezu ausschließlich während des Geschlechtsverkehrs, aber auch während der Schwangerschaft von der erkrankten Mutter auf das Kind sowie durch Blut und Blutprodukte. Insgesamt nimmt die Verbreitung der Syphilis wieder zu, insbesondere homosexuelle Männer sind betroffen.

Symptome und Leitbeschwerden

Primäre Syphilis (Lues I):

Nur bei jeder zweiten Infektion treten Beschwerden auf wie:

  • Münzgroße, nicht schmerzhafte Geschwüre mit hartem, knorpelartigem Rand im Geschlechtsorgan oder an anderer Stelle
  • Geschwollene schmerzlose Leistenlymphknoten.

Sekundäre Syphilis (Lues II):

  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Geschwollene Lymphknoten
  • Haarausfall
  • Plötzliche Heiserkeit
  • Fleckförmiger, nicht juckender Hautausschlag vor allem an den Fußsohlen und den Handflächen
  • Fieber
  • Nässende Wärzchen im äußeren Geschlechtsorgan- oder Analbereich, aber auch unter den Achseln und der Brust, zwischen den Fingern oder Zehen.

Tertiäre Syphilis (Lues III):

  • Befall innerer Organe (heute nur noch sehr selten vorkommend)
  • Geschwürartige, manchmal Sekret absondernde Knoten in den Organen und im Gewebe, zum Beispiel an Zunge oder Nase
  • Knotige Veränderungen auf der Haut
  • Sehstörung durch Entzündung der Sehnerven (Optikusneuritis) oder der Regenbogenhaut (Iritis).

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • die Lymphknoten anschwellen.
  • schmerzlose Geschwüre mit hartem, knorpelartigem Rand beispielsweise an der Scheide bei der Frau oder am Penis oder After beim Mann auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Über kleinste Verletzungen der Haut oder der Schleimhäute im Genitalbereich gelangt das Bakterium Treponema pallidum in den Organismus. Bei Oral- oder Analverkehr besteht zudem die Gefahr, dass die Erreger den Mund- oder Afterbereich befallen. Aber auch durch den direkten Kontakt mit infiziertem Blut, beispielsweise in Spritzen oder Blutkonserven, kann die Syphilis übertragen werden.

Abgrenzung:

  • Primäre Syphilis: Ulkus molle, Herpes genitalis, Karzinome
  • Sekundäre Syphilis: HIV-Infektion und andere sexuell übertragene Erkrankungen, Röschenflechte (Pityriasis rosea), Schuppenflechte (Psoriasis), Arzneimittelallergie (Exanthem).

Ursachen

Die Ursache ist in der Regel der ungeschützte Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Sexualpartner. Dabei liegt die Wahrscheinlichkeit sich anzustecken bei etwa 50 %.

Risikofaktoren

  • Oralsex ohne Kondom mit häufig wechselnden Sexualpartnern
  • Gebrauch von analem Sexspielzeug
  • Infizierter Sexualpartner
  • Verbandmaterial, Spritzen, Handtücher, die vom infizierten Partner benutzt wurden.

Auslöser

Ausgelöst wird Syphilis durch eine Infektion mit einem spiral- bzw. schraubenförmigen Bakterium (Treponema pallidum).

Verlauf

Der klinische Verlauf wird in Frühsyphilis und Spätsyphilis eingeteilt. Zur Frühsyphilis (bis 1 Jahr nach Infektion) gehören die primäre Syphilis (Lues I), in der sichtbare Zeichen der Krankheit am Ort des Eindringens lokalisiert sind, und die sekundäre Syphilis (Lues II) mit generalisierten Krankheitserscheinungen. Die Spätsyphilis besteht aus der tertiären Syphilis (Lues III) und der Neurosyphilis (quartäre Syphilis).

Primärstadium (Lues I). Es dauert durchschnittlich 3–4 Wochen nach der Ansteckung, bis an der Eintrittsstelle des Erregers ein rötliches, leicht zu übersehendes Knötchen zu sehen ist (Primäraffekt genannt). Dieses entwickelt sich zu einem (seltener mehreren) münzgroßen, schmerzlosen und in der Mitte oft nässenden Geschwür mit hartem, knorpelartigem Rand (harter Schanker) im Geschlechtsorganbereich oder – je nach Art der ausgeübten Sexualpraktiken – auch in der Mundhöhle, im Rachen und an den Lippen sowie am After und im Dickdarm.

Kurz darauf schwellen langsam die in der Nähe liegenden (Leisten-)Lymphknoten an. Charakteristisch sind die geringe Schmerzhaftigkeit und das Fehlen von Entzündungszeichen. Auch ohne Behandlung verschwindet das Geschwür nach 4–6 Wochen, weshalb die Erkrankung oft nicht erkannt oder beachtet wird. Ohne Therapie ist der Übergang in weitere Stadien möglich.

Sekundärstadium (Lues II). Etwa 8–9 Wochen nach der Infektion haben sich die Bakterien über die Blutgefäße im ganzen Körper ausgebreitet. Die Folge: allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber und Lymphknotenschwellungen am ganzen Körper. Typisch für dieses Stadium ist ein Hautausschlag – vor allem am Körperstamm –, der später knötchenartig wird und insbesondere an Handflächen und Fußsohlen durch seine Schuppung einer Schuppenflechte ähnelt. Diese bräunlich-roten Knötchen sind potenziell ansteckend, da sie die Krankheitserreger enthalten. Dennoch sind die Hauterscheinungen typischerweise in diesem Stadium ohne Juckreiz.

Das Sekundärstadium kann lange anhalten und vielfältigste Beschwerden auslösen, wie Haarausfall, Halsentzündungen und Veränderungen der Mundschleimhaut, im Geschlechtsorgan- und Analbereich nässende, juckende Wärzchen (breite Kondylome, Condylomata lata), die aber nicht mit den Feigwarzen zu verwechseln sind.

Tertiärstadium (Lues III). Etwa 3–5 Jahre nach der Ansteckung sind nicht nur Eintrittspforte, Haut und Lymphknoten befallen, sondern auch die inneren Organe wie Magen, Darm, Speiseröhre, Knochen oder Muskeln.

30 Jahre nach der Infektion kann sich an der Hauptschlagader ein Aorten-Aneurysma bilden, eine krankhafte Erweiterung des Blutgefäßes. Reißt diese auf, kann es zu einer starken, lebensgefährlichen inneren Blutung kommen. Durch die Penicillin-Therapie ist die tertiäre Syphilis heute selten geworden.

Quartärstadium (Neurosyphilis). Etwa 10–20 Jahre nach Beginn der Erkrankung drohen Rückenmarkschäden, die Syphilis-Bakterien haben sich im Körper ausgebreitet, sodass auch das zentrale Nervensystem (ZNS) befallen wird (Neurosyphilis). Aufgrund der Gehirnschäden sind geistiger Abbau bis hin zur Demenz möglich.

Zwar ist diese Form selten geworden, aber bedingt durch Nachlässigkeiten bei der Behandlung der Syphilis und unbehandelt verschleppte Infektionen, die zunächst einen milden Verlauf aufwiesen, kommt diese Syphilis auch heute noch vor.

Am größten ist die Ansteckungsgefahr im Primärstadium, im 2. Stadium nimmt sie ab. Im 3. und 4. Stadium sind Syphilis-Infizierte hingegen nicht mehr ansteckend.

Komplikationen

Bei Frauen. Während der Schwangerschaft können bei infizierten Frauen Syphilis-Erreger in den kindlichen Körper gelangen und zu einer angeborenen Syphilis beim Kind führen (Syphilis connata). Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung während der primären Syphilis liegt bei 80–90 %, während der sekundären immer noch bei 40 % und im tertiären Stadium bei 10 %. Bei erkrankten Müttern kommt es als Folge der Infektion häufig zu Früh- und Fehlgeburten.

Bei Frauen und Männern. Das Geschwür am Eintrittsort des Erregers im primären Stadium begünstigt eine Infektion mit HIV. Beide Erkrankungen können sich im Verlauf gegenseitig ungünstig beeinflussen, sodass bei HIV-Patienten beschleunigte oder untypische Krankheitsverläufe drohen. Bei einer kombinierten Syphilis- und HIV-Infektion kommt es häufiger zu einer Neurosyphilis.

Diagnosesicherung

Neben der Beobachtung der typischen Symptome gibt es verschiedene Nachweismethoden der Syphilis-Infektion. Zum direkten Erregernachweis entnimmt der Arzt einen Abstrich aus dem Geschwür. Zur Sicherung der Diagnose werden Bluttests durchgeführt, unter anderem durch die sogenannte Dunkelfeldmikroskopie; dabei wird ein Tropfen Kapillarblut vom Finger entnommen, das über eine längere Zeit unter einem besonderen Mikroskop untersucht werden kann.

Die meistens eingesetzten indirekten Verfahren beruhen auf dem serologischen Nachweis von Syphilis-Antikörpern im Blut (Antikörpertest).

Behandlung

Pharmakotherapie

Im Primär- und Sekundärstadium lässt sich die Syphilis-Erkrankung in der Regel durch eine rechtzeitige Penizillin- oder Antibiotikabehandlung erfolgreich und ohne bleibende Schäden behandeln.

Mittel der ersten Wahl ist Penizillin G. Da die Erreger einen sehr langsamen Vermehrungszyklus haben, muss die Therapie hochdosiert mindestens 10–14 Tage, in späten Stadien und bei Neurolues 14–21 Tage erfolgen. Alternativ stehen mit den Depot-Penizillinen Präparate zur Verfügung, die mehrere Wochen wirken. In frühen Stadien reicht eine intramuskuläre Injektion aus, im tertiären Stadium ist eine intravenöse Gabe über 3 Wochen notwendig.

Die Behandlung der Neurosyphilis ist intensiver und erfordert typischerweise eine intravenöse Verabreichung des Penizillins.

Bis zur Ausheilung darf kein Geschlechtsverkehr stattfinden und auch nicht gestillt werden. Der Behandlungserfolg wird im ersten Jahr alle 3 Monate, dann jährlich kontrolliert.

Auch der Sexualpartner muss sich auf Syphilis untersuchen und gegebenenfalls mit Antibiotika behandeln lassen. Bei einer länger zurückliegenden Infektion müssen außerdem frühere Partner über eine mögliche Infektion informiert werden.

Komplikationen

In seltenen Fällen treten als Reaktion auf den raschen Zerfall der Syphilis-Erreger unter der Penizillin-Therapie Probleme auf. Jedem 2. Patienten drohen etwa 2–8 Stunden nach Beginn der Behandlung eine schwere Allgemeinreaktion (Jarisch-Herxheimer-Reaktion) mit grippeartigen Krankheitszeichen wie Kopf- und Muskelschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, aber auch Blutdruckabfall. Treten diese Symptome auf, wird Kortison verschrieben, evtl. auch schon vorbeugend.

Prognose

Die Prognose ist heutzutage generell gut bis sehr gut: Bei ausreichender Behandlung ist die Syphilis im Primär- und Sekundärstadium heilbar, im Tertiärstadium kann mit Medikamenten zumindest das weitere Fortschreiten der Krankheit gestoppt werden.

Ihr Apotheker empfiehlt

Prävention

  • Der beste Schutz vor Ansteckung und Übertragung besteht im Gebrauch von Kondomen.
  • Vermeiden Sie ungeschützten Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Partnern.
  • Auch beim Oralverkehr kann die Syphilis übertragen werden, deshalb ist der Gebrauch von sogenannten Lecktüchern (Oralschutztuch, Dental Dams) zu empfehlen.
  • Achten Sie darauf, Zahnbürsten oder Rasierer sowie Spritzen oder Verbandmaterialien nicht gemeinsam zu benutzen.

29.06.2020 | Dr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Beschreibung“, „Symptome und Leitbeschwerden“, „Wann zum Arzt“, „Die Erkrankung“, „Diagnosesicherung“, „Behandlung“, „Prognose“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz ; Bildrechte: Gofkein.pro/Shutterstock.com