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Hautkrebs, schwarzer

Hautkrebs, schwarzer

[Malignes] Melanom (schwarzer Hautkrebs): Bösartiger Tumor, ausgehend von entarteten Melanozyten (pigmentbildenden Zellen) der Haut und aufgrund der frühen Metastasierung sehr gefährlich. In Deutschland erkrankt pro Jahr einer von 10 000 Einwohnern, meist im vierten bis siebten Lebensjahrzehnt, Frauen häufiger als Männer. Die Zahl der Erkrankten hat in den letzten Jahren so stark zugenommen wie bei keinem anderen bösartigen Tumor. Als Hauptauslöser wird eine verstärkt auftretende UV-Belastung der Haut (Umwelteinflüsse, vermehrte Sonnenbäder) angenommen. Genetische Veranlagung und ein geschwächtes Immunsystem begünstigen das Auftreten. Die Prognose hängt ab von der Größe, der Eindringtiefe und der Streuung des Melanoms; so liegt die 10-Jahres-Überlebensrate bei kleinen, flachen Tumoren bei über 90 %, bei stark metastasierten dagegen unter 10 %. Eine Heilung lässt sich nur durch frühzeitige Entfernung erreichen.

Leitbeschwerden

  • Ein Muttermal wird dunkler, größer oder juckt.
  • Ein neuer dunkler, unregelmäßig geformter Hautfleck entsteht.
  • Erhabene dunkle, knotige Hautgeschwülste zeigen feine Blutungen.
  • Unter einem Zehen- oder Fingernagel bilden sich dunkle Flecken.

Wann zum Arzt

In den nächsten beiden Tagen, wenn ein dunkler Hautfleck oder eine Muttermal ohne vorherige Verletzung blutet, sich verändert oder unregelmäßig aussieht.

Die Erkrankung

Die Hautfarbe, ihre wechselnde Bräunung sowie die Haarfarbe hängen davon ab, wieviel von dem Pigment Melanin die Melanozyten produzieren und in den Hornzellen abgelagert wird. Die Aktivität der Melanozyten hängt dabei direkt von der einfallenden UV-Strahlung ab; wenn Melanozyten entarten, entsteht das maligne Melanom.

Die Aggressivität des Melanoms zeigt sich durch seine frühe Metastasierung über Lymphbahnen und Blutgefäße. Das Melanom streut in die Haut, in die Lymphknoten und später auch in innere Organe und in das Gehirn. Letzteres führt schließlich zum Tod.

Entstehung und Risikogruppen. Eine wesentliche Rolle für die Entstehung und zunehmende Verbreitung des malignen Melanoms spielt sehr wahrscheinlich das veränderte Freizeitverhalten in den vergangenen Jahrzehnten. Als Risikofaktoren gelten beispielsweise die Sonnenexposition als Kleinkind, Sonnenbrände bis zum 18. Lebensjahr sowie eine hohe Belastung mit UV-Strahlen ohne angemessene Gewöhnungszeit (z. B. bei einem Winter-Kurzurlaub in den Tropen). Aber auch der regelmäßige Besuch von Solarien, insbesondere von Turbo-Bräunern, erhöht die Melanomgefahr. Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, z. B. nach Transplantationen oder mit schweren Erkrankungen wie einer HIV-Infektion, besteht ebenfalls ein erhöhtes Melanomrisiko.

Darüber hinaus begünstigen genetische Anlagen das Auftreten eines Melanoms: Personen mit heller, empfindlicher Haut, die schnell einen Sonnenbrand entwickeln, sind häufiger betroffen. Die Haarfarbe scheint dagegen unerheblich. Lediglich Menschen mit rötlicher Haarfarbe zeigen eine leicht überdurchschnittliche Erhöhung der Melanomrate. Eine familiäre Häufung ist bei malignen Melanomen statistisch belegt.

Mindestens die Hälfte der Melanome entsteht aus vorhandenen Muttermalen. Die Grenze für ein signifikant höheres Risiko liegt statistisch bei 50 dunklen Malen. Muttermale bestehen im Wesentlichen aus einer Zusammenballung von Melanozyten an der Grenze zwischen Ober- und Lederhaut. Ihre Lage und Zahl werden vermutlich bereits in der Embryonalentwicklung festgelegt, auch wenn die Muttermale selbst erst im Erwachsenenalter sichtbar werden. V. a. unregelmäßig geformte Muttermale gelten als Vorstufe des malignen Melanoms.

Einteilung der Melanome. Aufgrund der unterschiedlichen Symptomatik und Prognose werden maligne Melanome in vier Haupttypen eingeteilt.

  • Mehr als die Hälfte sind superfiziell spreitende Melanome (SSM), die sich oberflächlich ausbreiten. Sie finden sich sehr häufig auf einem Muttermal. Statistisch gesehen sind Muttermale gefährlich, die einen Durchmesser von mindestens 6 mm und eine unregelmäßige Pigmentierung (abrupte Hell-dunkel-Übergänge) aufweisen. Zunächst fällt nur auf, dass sich die Hautverfärbung langsam vergrößert. Erst nach Monaten bis Jahren wächst das SSM in tiefere Hautschichten oder wird erhaben mit knotigen, tastbaren Anteilen. Bei Männern tritt der Tumor meistens am Körperstamm auf, bei Frauen dagegen häufig an den Beinen.
  • Das noduläre Melanom entsteht ebenfalls oft auf einem Muttermal. Es macht 20 % der Fälle aus. Im Gegensatz zum SSM wächst es bereits bei einem Durchmesser von wenigen Millimetern in die Tiefe. Seine Oberfläche ist knotig erhaben mit oberflächlichen blutigen Hautdefekten, dabei meist gleichmäßig dunkel pigmentiert. Am häufigsten findet es sich an Brust, Rücken, Armen und Beinen. Da das noduläre Melanom rasch wächst und streut, hat es von allen Melanomtypen die ungünstigste Prognose.
  • Die Betroffenen des Lentigo-maligna-Melanoms (Melanom des bösartigen Linsenflecks) sind meist über 60 Jahre alt. Ungefähr 10 % aller Melanome gehören zu diesem Typ. Es entsteht an langjährig der Sonne ausgesetzten Stellen wie Schläfe und Wangen, typischerweise auf linsenförmigen hellbraunen Muttermalen. Über Jahre bilden sich langsam größere dunkle Areale, die eine unregelmäßige Form und unscharfe Abgrenzung zeigen. Die Prognose ist relativ günstig.
  • Das akral-lentiginöse Melanom macht 5 % der Melanome aus und betrifft bevorzugt dunkelhäutige Menschen. Es entsteht an Körperstellen ohne Haare, z. B. an Hand- und Fußflächen. Wächst es unter dem Zehen- oder Fingernagel, lässt es sich manchmal schwer von einem Bluterguss abgrenzen. Unabhängig von der Lokalisation neigt dieser aggressive Melanomtyp zu häufigen Blutungen.
  • Beim seltenen amelanotischen Melanom sind die Zellen so entartet, dass sie kein Pigment mehr bilden. Der Tumor ähnelt in seiner Form und Lokalisation dem nodulären Melanom, ist jedoch wegen seiner fehlenden Färbung schwer zu erkennen.
  • Eine Sonderform stellt auch das Aderhaut-Melanom des Auges im Kindesalter dar. Es ist ebenso selten wie Melanome der Hirnhaut und der Schleimhäute im Mund-, Genital- und Analbereich.

Das macht der Arzt

Der Hautarzt betrachtet verdächtige Male mit der Lupe oder einem tragbaren Handmikroskop. Bei diesen Dermatoskopen liegt eine ölige Lösung zwischen Hautoberfläche und der Mikroskop-Optik, die störende Reflektionen verhindert und die oberste Hornschicht lichtdurchlässiger macht. Ein erfahrener Untersucher erkennt auf diese Weise mehr als 90 % der Melanome.

Bei der Beurteilung von Muttermalen hilft die ABCDE-Regel: A steht für Asymmetrie, B für unregelmäßige Begrenzung, C (englisch: colour) für unterschiedliche Farbe bzw. Pigmentierung, D für Durchmesser (größer als 6 mm) und E für Erhabenheit. Je mehr Kriterien erfüllt sind, umso wahrscheinlicher ist, dass es sich um ein Melanom handelt. Eine definitive Diagnose lässt sich nur histologisch durch eine mikroskopische Gewebeuntersuchung stellen. Dabei wird auch die Eindringtiefe festgestellt, die für das weitere Vorgehen und die Prognose von Bedeutung ist. In Zweifelsfällen wird das betroffene Hautareal sicherheitshalber vollständig entfernt (Exzision) und anschließend untersucht. Die Entnahme von Proben ist aufgrund der drohenden Tumorstreuung nur in Ausnahmefällen bei sehr großen Herden oder ungünstigen OP-Bedingungen (Tumor sitzt an schlecht zugänglicher Stelle oder wenn der Patient einen größeren Eingriff nicht verkraften würde) erlaubt.

Falls sich der Verdacht auf ein Melanom bestätigt, wird der Patient in eine Hautklinik überwiesen. Dort wird gegebenenfalls die betroffene Stelle nochmals großflächiger ausgeschnitten, eventuell unter Zuhilfenahme eines Operationsmikroskops, das eine vollständige Entfernung des entarteten Gewebes sicherstellt. Außerdem sucht der Operateur intensiv nach lokalen und fern liegenden Metastasen. Je nach Eindringtiefe wird z. B. mittels Farbstoff der erste Lymphknoten des Abflussgebiets (Wächter- oder Sentinellymphknoten) markiert und ebenfalls entnommen. Alle erkannten Metastasen werden, wenn möglich, chirurgisch entfernt. Chemotherapie und Bestrahlung verbessern beim metastasierten malignen Melanom die Prognose nicht. Über zeitlich begrenzte Erfolge wird nach dem Einsatz von Interferonen berichtet, ewa im Rahmen der Immuntherapie bei Krebs. Bei manchen Patienten scheint auch eine Immuntherapie mit speziellen Impfungen oder eine Überwärmungstherapie die Prognose zu verbessern.

Prognose

Kriterien für die Prognose sind die Eindringtiefe des Melanoms (Welche Hautschichten sind betroffen?) und die Tumordicke (Wie groß ist die absolute vertikale Tumorausdehnung?). Die Beziehung zwischen Tumordicke und Tumoreindringtiefe ist abhängig von der Körperregion, da die Dicke der Hautschichten nicht am ganzen Körper gleich ist. Ab einem gewissen Durchmesser erreicht der Tumor Lymph- und Blutgefäße, sodass das Risiko für Metastasen stark ansteigt.

Aufgrund frühzeitiger Diagnostik sowie einer Sensibilisierung der Menschen für diese Erkrankung, können heutzutage viele Melanome in frühen Stadien (d. h. vor einer Metastasierung) vollständig entfernt werden. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit kann damit gleichzeitig eine Heilung erreicht werden. Die 10-Jahres-Überlebensrate liegt bei Melanomen im Frühstadium (nur die oberflächliche Haut ist befallen) bei über 90 %. In fortgeschrittenen Stadien (mit Einbruch in tiefere Hautschichten) ist die Prognose ungünstiger. Mit dem Vorliegen von Fernmetastasen in Lymphknoten oder auf der Haut sinken die Aussichten auf eine Heilung rapide. Bei Metastasen in inneren Organen oder im Gehirn beträgt die 10-Jahres-Überlebensrate weniger als 5 %.

Das Melanom ist einer der Tumoren, die in Einzelfällen Spontanheilung zeigen – auch in fortgeschrittenen, als unheilbar geltenden Stadien. Auf unbekannte Weise scheint es hier dem körpereigenen Immunsystem zu gelingen, die Tumorzellen erfolgreich zu bekämpfen.

Vorsorge

UV-Belastung vermeiden. Die effektivste Vorsorge besteht darin, unnötige UV-Belastung zu vermeiden. Vor allem Kinder brauchen einen konsequenten Sonnenschutz, da ihre Haut besonders empfindlich reagiert. Aber auch im späteren Alter gilt es Sonnenbrände möglichst zu vermeiden (Mittagszeit im Schatten verbringen, zu Beginn des Urlaubs langsam an die UV-Belastung gewöhnen). Der häufige Besuch von Solarien hat nicht nur Falten, sondern auch ein erhöhtes Melanomrisiko zur Folge.

Selbstbeobachtung und Früherkennungsuntersuchungen. Das A und O der Früherkennung ist die regelmäßige, sorgfältige Beobachtung der Haut. Bei der Beurteilung neu auftretender oder sich verändernder Muttermale leistet die erwähnte ABCDE-Regel gute Dienste. Nicht einsehbare Hautstellen können von Verwandten oder vom Partner untersucht werden. Eine solche „Ganzkörperuntersuchung“ ist alle 6 Monate sinnvoll, außer es liegen konkrete Verdachtsmomente vor.

Hautärzte empfehlen eine jährliche Routineuntersuchung der gesamten Hautoberfläche, solange keine aktuellen Verdachtsmomente vorliegen. Im Rahmen des (zweijährlichen) Check-ups beim Hausarzt ist diese Untersuchung häufig kostenfrei, Hautärzte verlangen eine Gebühr von 30–60 €. Bei der gynäkologischen Vorsorge werden die Hautareale von Brust und äußerem Genitale durch den Frauenarzt untersucht. Einige Hautärzte bieten an, auffallende Hautveränderungen als Bilddokument festzuhalten. So lässt sich eine Veränderung im Zeitablauf besser erkennen und gegebenenfalls frühzeitig behandeln.

Im Internet sowie in örtlichen Zeitungen wird für nahezu jeden (Urlaubs-)Ort Europas eine tägliche Lichtintensitätstabelle herausgegeben, die eine jedem Hauttyp zumutbare Sonnenscheindauer bekannt gibt. Im Übrigen entstehen 70–80 % der gewünschten Urlaubsbräune auch unter einem Sonnenschirm.

Komplementärmedizin

Eine ausführliche Übersicht zu alternativen Krebstherapien findet sich hier: Komplementärmedizinische Therapien bei Krebs.

Weiterführende Informationen

23.05.2022 | Dr. med. Berthold Gehrke, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski ; Bildrechte: IMAGO/Cavan Images